Mein Name ist Dr. Jürgen Kröner, ich bin Baujahr 1966. Von Beruf bin ich Chemiker und habe bis vor kurzem während der ganzen Dialysezeit meinen Beruf in Vollzeittätigkeit ausgeübt. Ich bin geschieden und lebe seit vielen Jahren mit meiner Lebensgefährtin und zwei "geschenkten" Kindern zusammen.

Durch eine Zufallsdiagnose im Rahmen eines Klinikaufenthaltes wurde eine Nierenkrankheit nicht genau definierter Ursache im Dezember 1992 diagnostiziert. Der Beginn der Dialyse war dann im Januar 1995. Die einzigen Optionen, die mir damals vorgestellt wurden, war klassische CAPD und Zentrums- bzw. Klinikhämodialyse. Aus beruflichen Gründen hielt ich die CAPD für das günstigste Verfahren. Mehr als drei Jahre habe ich dieses durchgeführt. Dabei sind drei Peritonitiden in sehr kurzem Abstand aufgetaucht. Aufgrund nachlassender Dialysequalität forcierte ich den Einsatz eines Cyclers, der die nächtlichen Beutelwechsel übernahm. Hierbei führte ich jedoch immer noch drei bis vier Beutelwechsel tagsüber durch. Nur wenige Wochen habe ich praktiziert, bei inzwischen miserabler körperlicher Verfassung.

Dann kam schliesslich der ersehnte (?!) Anruf vom Transplantzentrum vor Ort. Mit der Transplantation ist es nicht gut gelaufen. Ein knapp neunmonatiger Klinikaufenthalt war nicht nur informativ und lehrreich, sondern auch eine immense körperliche und psychische Belastung, vielleicht auch deswegen, weil ich zu dieser Zeit ein Singleleben führte. Nach zahlreichen Komplikationen und Abstoßungen ist mein neues Organ dann offen als das deklariert worden, was es schon sehr bald gewesen ist: Als nicht ausreichend funktionsfähig.

Es begann dann die Neuanlage des Shunts, Shunttraining und parallel dazu die Klinikumsdialyse über einen Shaldonkatheter, da das Peritoneum noch zusätzlich durch mehrere Operationen in Mitleidenschaft gezogen worden war und damit auch für die CAPD nicht mehr zur Verfügung stand. Mehrere Wochen danach durfte ich dann endlich nach Hause und habe dann knapp neun Monate im Klinikum dialysiert. Da ich körperlich inzwischen in einer noch schlechteren Verfassung war, durfte ich an vier Tagen dialysieren. Da ich weiterhin vollzeitig gearbeitet habe, gab es einfach Probleme mit der Arbeitszeit. Aus diesem Grunde entschied ich mich nach einer kurzen Testphase im Herbst 1999 für die Nachtdialyse in einem ca. 50 km entfernten Zentrum - der damals nächstgelegenen Möglichkeit. Schon einige Monate später habe ich dort mit dem Training für die Heimhämodialyse begonnen (als erster auszubildender Patient dort) und führe seit März 2000 die Dialyse zu Hause durch. Meist ohne das Zutun meiner Frau.

Anfänglich dialysierte ich täglich ca. 4 Stunden. Da jedoch meine sich anfänglich bessernde Kondition wieder schlechter wurde und ich morgens einfach nicht optimal ausgeruht war, entschied ich mich dafür, nur jeden zweiten Tag acht Stunden bei höchstmöglicher Dialyseeffizienz zu arbeiten. Das Labor war übrigens immer optimal. Sämtliche Blutdruckmedikamente konnte ich nach Beginn der Heimhämo nach und nach absetzen. Auch Erythropoietin brauche ich seit vielen Monaten nicht mehr und das bei normalem Hämoglobin. Nach verschiedenen Versuchen mit dem Dialyseregime etc., ständig mit optimalen Laborparametern, bin ich seit längerer Zeit wieder bei der nächtlichen Heimhämodialyse über 8 h angelangt bei etwas moderateren Dialysebedingungen. Meist hängt mich jedoch meine Frau jetzt in der Früh von der Maschine ab, so dass ich danach noch leichter ein wenig schlafen kann.

Ach ja, noch ein paar Bemerkungen. Direkt nach der Shuntanlage ließ ich mich wieder auf die Transplantliste setzen und warte nun wieder seit November 1998. Es gab noch eine weitere Konsequenz: Ich habe aufgrund meiner ausführlichen Erfahrungen das Transplantzentrum gewechselt. Zwar nicht der nächste Weg - ca. 500 km-, doch in einem Hause, das ich mir im Rahmen der Transplantentfernung etwas genauer ansehen konnte. Vielleicht nicht der übliche Weg, doch das war noch nie meins. Hoffentlich lässt mich mein Optimismus in der Zukunft nicht im Stich, da sich im Laufe der Zeit und über viele Irrwege die Dialyse fast noch als das kleinere gesundheitliche Übel herausstellte.

Ich hoffe, inzwischen einen genügenden Vorrat an Erfahrungen angesammelt zu haben, um kompetent Menschen im Prä- aber auch im Dialysestadium mit Rat zur Seite zu stehen. Bisher konnte ich schon zwei Mitmenschen und deren Partner von der Heimhämodialyse überzeugen, indem sie bei mir zu Hause den kompletten Ablauf der Dialyse (nur 4 h bei Tag) mit Vorbereiten, Aufbau etc. mitverfolgen konnten. Während der gesamten Dialyse war dann auch immer noch genug Zeit zum Diskutieren. Auf Fortbildungen und Tagungen habe ich gelegentlich über meine Erfahrungen berichtet, damals hauptsächlich Nacht- und Heimhämodialyse. In dieser Weise will ich auch in Zukunft im Rahmen meiner Möglichkeiten tätig sein. Da meine Frau als Fachkrankenschwester für Nephrologie tätig ist, bietet sie ihren interessierten Patienten bereits seit längerem die Möglichkeit der Diskussion mit uns an. Auch sie ist bereit, mit ihren Erfahrungen, im speziellen auch als Partnerin eines aktiven Patienten, Interessierte zu beraten.

So, ich hoffe einen "kleinen" Überblick über mich gegeben zu haben und freue mich schon auf ein persönliches Gespräch.
Ich möchte gerne meine Erfahrungen an Interessierte weitergeben.

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